Stoffwindeln selbst nähen: Schritt-für-Schritt-Anleitung, die auch Anfängerinnen gelingt

Stoffwindeln selbst nähen: Schritt-für-Schritt-Anleitung, die auch Anfängerinnen gelingt

Dieser Bericht über das Nähen von modernen Stoffwindeln wurde von einer Nähanfängerin für Nähanfängerinnen geschrieben. Jennifer hat erst mit dem Nähen angefangen, als sie mit ihrer Tocher (jetzt 16 Monate alt) schwanger war. Hier erzählt Jennifer:

Als ich schwanger war, war für mich schnell klar, dass ich mit Stoffwindeln wickeln möchte. Fast genauso schnell kam auch der Wunsch auf, Stoffwindeln selbst zu nähen. So kam es dann dazu, dass mein erstes Nähprojekt zehn Prefolds waren. Diese nähte ich zusammen mit meiner Oma, während wir uns gemeinsam auf den neuen Erdenbürger freuten. Langweilig, fanden Freunde und Familie, aber ich war von der Idee mit Stoffwindeln zu wickeln begeistert. Ich liebte meine selbst genähten Prefolds und verwende sie bis zum heutigen Tag immer noch täglich.

Wie du siehst, ist es nicht bei diesen Prefolds geblieben. Mittlerweile sind etwa 80% der Windeln meiner Tochter selbst genäht und die meisten gekauften Stoffwindeln haben den Besitzer gewechselt. Meine Liebe zum Nähen von Stoffwindeln geht so weit, dass ich sogar meinen eigenen kleinen Shop für Stoffwindel-Nähzubehör* eröffnet habe: Die Stoffwindelei.

Die Anleitungen und Bilder werden dir zeigen, dass sich auch eine Anfängerin wie du sich ruhig an DIY Stoffwindeln trauen kann.

Inhaltsverzeichnis

4 Gründe, warum selbstgenähte Stoffwindeln die besten Stoffwindeln sind

1) Du leistest dir Individualität

Dein Schatz ist einzigartig und genauso einzigartig sollen auch seine/ihre Kleider sein? Du möchtest etwas, was nicht jeder hat? Dann geht es dir wie mir! Zugegeben, nicht alle Kleider müssen Unikate sein, die Kleinen wachsen ja so schnell. Aber das ein oder andere Unikat ist doch schon ganz nett, oder? :-) Mittlerweile gibt es einige sogenannte WAHMs (work at home moms). Das sind meist Frauen, die handgemachte Kleidungsstücke oder auch Stoffwindeln als Unikate oder in Kleinserien nähen und zu fairen Preisen verkaufen. Handarbeit hat selbstverständlich ihren Wert und muss gerecht vergütet werden. Allerdings ist es auch eine Frage des Geldbeutels, wie viele solcher Windeln man sich leisten kann. Wer sich handgearbeitete Produkte nicht leisten kann oder will, aber auf Individualität nicht verzichten möchte, der legt einfach selber Hand an!

2) Du bekommst die perfekte Windel

Ja, die perfekte Stoffwindel. Hast du sie schon gefunden? Ich nicht. Ich habe auf der Suche aufgegeben und sie einfach selber gemacht! Viele von euch können sicherlich den folgenden Satz beenden: Die Stoffwindel xy wäre perfekt, wenn… … sie statt Microfleece Naturmaterialien als Liner hätte. … sie an den Beinen nicht so einschneiden würde. … sie Klett anstatt Snaps als Verschluss hätte. … sie schmäler/breiter/höher geschnitten wäre. Und so weiter und sofort. Dein Kind ist einzigartig. Genauso bist es auch du. Eine Stoffwindel von der Stange wird euch beiden in den seltensten Fällen so gut passen, wie eine, die du für eure Bedürfnisse maßgeschneidert hast. Wenn du eine Stoffwindel selbst nähst, kannst du für die optimale Passform zu sorgen. Du entscheidest, welche Materialien du verwendest, wie viel Saugkraft benötigt und welcher Verschluss verwendet wird. Das Wenn und Aber entfällt. Du nähst dir eure perfekte Stoffwindel einfach selber!

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3) Du bist kreativ, hast Spaß und bist stolz

Wenn du gerne nähst, brauche ich dir hier sicher keine Gründe nennen, warum Nähen so ein lohnenswertes Hobby ist. Nähen verbindet Kreativität mit praktischem Nutzen. Dabei ist es egal, ob du Kleidung, Windeln oder Taschen nähst. Du lebst deine Kreativität aus und kreierst dabei etwas Nützliches. Das macht dich vermutlich stolz wie Oskar – und das ist auch gut so. Ich darf mich mindestens 6 Mal am Tag freuen meine selbst genähten Schätze an den Po meines Kindes anlegen zu dürfen ;-)

Keine Zeit zum Nähen?

Selbst genähte Stoffwindeln können günstiger sein, aber ja nach Material sind die Preise verschieden.

Stoffwindeln kannst du auch preisfertig fix und fertig kaufen:

Hier klicken, um Designs der Doodush Überhose anzuschauen

Dort kannst du dann deine selbst genähten Einlagen hineinlegen, die viel einfacher zu nähen sind, als die wasserdichten Außenwindeln.

Wie lange dauert es eine Stoffwindel zu nähen?

Wie lange du für eine Stoffwindel brauchst, hängt natürlich von deiner Näherfahrung ab. Einige WAHM´s nähen eine Pocketwindel in weniger als 30 Minuten. Für eine fortgeschrittene Anfängerin wie mich sind ca. 3 Stunden realistisch.

Welches Material brauche ich für die Stoffwindeln an sich?

Um eine wasserdichte, atmungsaktive Stoffwindel zu nähen, brauchst du spezielle Materialien:

Alles beisammen hast du direkt mit solchen Paketen*.

1) Schnitt

Mittlerweile gibt es im Netz zahlreiche kostenlose Schnittmuster (Nähsprech: "SM") und Nähanleitungen, meist auf englischer Sprache. Den Schnitt kannst du auch verwenden, wenn du kein Englisch-Ass bist. Die passende Nähanleitung zu deinem englischen Schnitt findest du hier in diesem Blogartikel ;-)

Gut fand ich das Ritas Rump Pattern. Die sitzt wirklich sehr "trim", was mir bei meiner Tochter immer sehr wichtig war, weil sie sehr klein geraten ist. Ihr AIO-Schnittmuster finde ich nur mit Einschränkungen gut. Angeblich soll es eine One-Size-Fits-Most sein, aber meine Tochter hat da mit 7kg grad so reingepasst. Sie ist sowohl in der Höhe sehr kurz und die Rückenflügel würde ich auch länger machen. Dadurch, dass das Bauchpanell schmal ist, ist der Schnitt aber sehr PUL-sparsam, wenn man die Windel abwechselnd auslegt (also einmal Bauchpanel nach unten, beim nächsten Mal Rückenpanel).

Sehr viele Schnitte gibt es auf prefold2fitted.blogspot.de. Mit denen darf man so gar gewerblich nähen. Die Autorin hat auch recht gute Ideen wie z.B. die One-Size-fold-In fitted: Ein Höschenwindel, bei der man die Einlagen seitlich wie ein Schmetterling aufklappen kann, wodurch sie sehr schnell trocknet. Außerdem spart das auch Material, weil man die "Ausbuchtungen" die durch die Kurve der Windel entsteht ja sonst nicht mehr nutzt. Ich zerschneide sonst immer und verwende sie als waschbare Feuchttücher.

Diese Anleitung hier war mir am Anfang sehr hilfreich. Der Schnitt selber sieht mir aber zu breit aus und ich habe ihn deshalb nie ausprobiert.

Bei thenappynetwork.org.nz gibt es auch viel zu entdecken.

2) Polyester mit PU-Beschichtung

PUL steht für Polyurethanlaminat und bezeichnet in der Regel Polyester-Interlock, der auf der Unterseite mit einem dünnen wasserdichten, aber atmungsaktiven Kunststoff (Polyurethan) beschichtet wurde. Polyester-Interlock (beziehungsweise Polyesterjersey*) ist leicht elastisch und bietet deinem Kind deshalb ausreichend Bewegungsspielraum. Da PUL-Stoff hauptsächlich für den Einsatz bei Stoffwindeln produziert wird, ist er meistens auch auf Schadstoffe überprüft. Der Nässeschutz von Stoffwindeln sollte auf jeden Fall atmungsaktiv sein, weshalb andere wasserdichte Stoffe wie Wachstuch oder Duschvorhangstoff nicht zu empfehlen sind.

Mögliche Alternativen für PUL sind Fleece- oder Wollstoffe. Bezüglich des Materialbedarfs miss bitte unbedingt dein Schnittmuster nach, bevor du den PUL-Stoff kaufst.

3) Liner

Der Liner* kleidet das Innere der Windeln aus (bei Pocketwindeln und All-In-Ones) und sollte deshalb dieselben Maße wie der PUL-Zuschnitt haben. Die meisten Naturmaterialien laufen beim ersten Waschen etwas ein. Du solltest sie deshalb unbedingt vorwaschen. Gerne verwendet werden sogenannte Dryliner aus Polyester, meist Microfleece oder Suede Stoff. Polyester ist von Haus aus wasserabweisend. Einen Schwall Pipi lässt es durch. Die darunterliegende Einlage saugt die Flüssigkeit auf. Die Feuchtigkeit der vollgesaugten Einlage wird von dem Fleeceliner nicht mehr durchgelassen, da er ja leicht wasserabweisend ist (deswegen gibt es auch Überhosen aus Mikrofaserfleece). So liegt der Po deines Schatzes trocken.

Ein weiteres Vorteil ist, dass dich fester Stuhlgang ziemlich einfach von dem Fleece abschütteln lässt. Einen großen Unterschied über die wasserabweisende Kraft macht die Dicke des Fleeces. Mikrofaserfleece mit einer Stärke von 300g/m² kann einlagig als Überhose verwendet werden. Das Fleece, das ich in meinem Shop verkaufe, ist dünn und leitet die Flüssigkeit sehr viel schneller weiter als dickes WindPro- oder Polartec-Fleece, das du auf keinen Fall als Liner nehmen solltest. Bei größeren Kindern hat Liner aus Mikrofaserfleece den Nachteil, dass die Windel auslaufen kann, weil das Polyester die Flüssigkeit nicht schnell genug aufnehmen kann - Auf keinen Fall so schnell wie Baumwolle, Viskose, Zorb oder Hanf/Baumwolle. Manche Kinder vertragen das Mirkofaserfleece nicht. Ihnen tuen natürliche oder naturnahe Fasern besser.

Wegen diesen beiden Gründen verwende ich am liebsten Baumwoll- oder Bambus-Velour oder Babyfrottee*. Handtuchfrottee mag ich persönlich nicht so gerne, weil es mir nach einigen Wäschen recht hart und kratzig vorkommt. Wir haben allerdings auch keinen Trockner.

Weichspüler solltest du beim Waschen von Stoffwindeln auf keinen Fall verwenden, weil sie die Saugkraft verschlechtern.

4) Polyesterfaden

Auf keinen Fall solltest du beim Vernähen von wasserdichtem Stoff einen Faden aus Baumwolle verwenden. Diese leitet nämlich Flüssigkeit ganz schnell weiter. Verwende einen Polyesterfaden.

5) Saugmaterialien*

Damit deine Stoffwindel Flüssigkeit aufnehmen kann braucht sie natürlich Einlagen. Wie viele Lagen du brauchst ist abhängig von der Flüssigkeitsaufnahmefähigkeit des jeweiligen Stoffes und der Pieselmenge deines Schatzes. Genau wie der Liner sollte der saugende Stoff vor dem Nähen eingewaschen werden, damit sich die Windel nicht verzieht. Ich benutze sehr gerne ZorbII, weil es so unglaublich viel Nässe aufnehmen kann und sicher im Inneren behält. Aber auch Bambusfleece, Prefoldstoff und Hanf-Fleece saugen ganz hervorragend.

6) Verschluss: Kunststoffdruckknöpfe oder Klettverschluss

Verschlossen werden kann die Stoffwindel entweder mit Klettverschluss* oder mit Kunststoffdruckknöpfen (Snaps). Zum Verkleinern in der Höhe verwendet man in der Regel Druckknöpfe. Kunststoffdruckknöpfe gibt unter anderem von Kam, Baby Snap oder auch Prym. In jedem Fall brauchst du eine Zange zum Anbringen der Druckknöpfe. Nach den meisten Schnittmustern braucht man 3-4x so viele „weibliche (Sockets)“ wie „männliche (Studs)“ Snaps. Damit du am Ende nicht viel zu viele Studs übrig hast, kannst du Studs und Sockets für die nächste Stoffwindel austauschen. Wenn im Schnittmuster ein Stud eingezeichnet ist, verwendest du einen Socket – und umgekehrt.

7) Gummis

Damit die Gummis nicht einschneiden solltest du möglichst weiche Gummis* verwenden. Außerdem sollte der Gummi mit 60° waschbar sein. Gerne verwendet wird Babyelastic der Firmen Wenco oder Prym und Super-Elastic der Firma Prym.

Was brauche ich, um eine Stoffwindel nähen zu können?

Zum Nähen einer Stoffwindel brauchst grundlegendes Nähzubehör:

  • Nähmaschine

  • Dünne Jersey-, Super-Stretch, oder Microtex-Nadel 70-80

  • Universalnadel für die Einlagen

  • Markierstift

  • Schere

  • Stecknadeln oder WonderClips

  • Teflonfuß oder Obertransportfuß; alterntativ Butterbrotpapier oder Windelvlies

1) Jersey-, Super-Stretch oder Microtexnadel und Polyesterfaden

PUL Stoff solltest du mit einer Jersey-, Super-Stretch oder Microtexnadel* verarbeiten. Sie haben abgerundete Spitzen und zerstoßen dadurch den Stoff nicht, sondern schieben die Fasern auseinander, ähnlich wie deine Hände beim Schwimmen. Verlässt die Nadel den Stoff wieder, können die Fasern an ihren ursprünglichen Platz zurückgleiten. Anders als bei der Universalnadel entsteht kein bzw. ein kleineres Loch. Die Stoffwindel bleibt dicht. Trotzdem solltest du vor allem im Hauptnässebereich so wenig wie möglich trennen. Als Faden solltest du unbedingt hochwertiges Polyestergarn („Allesnäher“ bei Gütermann und Amann) verwenden. Baumwollfaden würde Flüssigkeit ziehen und die Stoffwindel dadurch an der Naht undicht werden.

2) WonderClips oder Stecknadeln

WonderClips (Stoffklammern) vereinfachen die Arbeit, sind aber nicht zwingend notwendig. So lange du in der Nahtzugabe bleibst, kannst du ohne Bedenken Stecknadeln zum Fixieren benutzen. Achte dann aber bitte darauf, dass du sie so feststeckst, dass sie das Innere der Windel nicht durchstechen können.

3) Makierstift oder Schneiderkreide

Zum Übertragen des Schnittmusters und der Markierungen ist ein auswaschbarer oder selbstlöschender Markierstift oder Schneiderkreide hilfreich.

4) Teflonfuß

Manche Maschinen tun sich mit dem Nähen von PUL schwer, weil der Nähfuß auf der beschichteten Seite hängen bleibt. In diesem Fall kann ein Obertransportfuß oder Teflonfuß hilfreich sein. Wenn du keinen Teflonfuß oder Obertransportfuß hast und auch keinen kaufen möchtest, kannst du versuchen Butterbrotpapier oder Windelvlies unter die Naht zu legen.

Warum du zu allererst eine Höschenwindel probieren solltest

Dein allererstes Nähprojekt könnte eine Höschenwindel sein. Eine Höschenwindel wird wie eine Wegwerfwindel angelegt und mit Klett oder Druckknöpfen verschlossen. Der größte Unterschied zu Wegwerfwindeln, Pocketwindeln und All-In-Ones ist ist, dass sie selbst noch keine wasserdichte Außenschicht hat. Das hat aber den Vorteil, dass sie für dich sehr einfach zu nähen ist. Das Vernähen des wasserdichten PUL-Stoffes ist nämlich ein bisschen schwierig, außerdem ist er teuer und wenn du einmal eine falsche Naht gesetzt hast, ist er an dieser Stelle nicht mehr wasserdicht.

Nähen, Absteppen und Gummis ziehen übst du also am besten mit "normalen" Stoff. Du kannst ganz genauso die Schritt-für-Schritt-Anleitung verwenden, die ich dir gleich zeige, nur dass du anstatt PUL Baumwoll-Stoff verwendest, vielleicht einen besonders hübschen Deko-Stoff. Als saugende Stoffe eigenen sich zum Beispiel Baumwollflanell, Molton oder Frottee. Einige davon hast du bestimmt zu Hause. Du kannst dich mit deiner ersten Höschenwindel an der Technik üben und die Passform optimieren. Dann bist du perfekt gewappnet dafür, wenn du beim zweiten oder dritten Mal eine Pocket-AIO nächst.

Warum dein zweites Nähprojekt eine Pocket-AIO sein sollte

Eine Pocket-AIO verbindet den Komfort einer All-In-One mit der Flexibilität einer Pocketwindel: Wenn kurze Wickelintervalle eingehalten werden können, genügt die eingenähte Einlage, die Windel muss nicht vorbereitet werden und ist Ruckzuck angelegt.

Bei längeren Ausflügen oder während dem Mittagsschlaf wird die Stoffwindel mit einer Zusatzeinlage aufgestockt. Dadurch, dass die Einlage nur optional in der Windel landet, ist diese nicht zu dickt und die Trocknungszeiten halten sich in Grenzen.

Für den Liner habe mich für Baumwollvelour verwendet. Velour ist schön flauschig und wird auch beim Waschen nicht hart. Baumwolle nimmt Flüssigkeit sehr schnell auf und leitet sie an die unterliegenden Einlagen weiter. Im Vergleich zu anderen Naturmaterialien wie z.B. Bambus oder Hanf kann sie allerdings weniger Flüssigkeit aufnehmen und gibt diese bei Druck leichter wieder ab. Deswegen kombiniere ich sie mit 2 Lagen des super saugfähigen ZorbII, der aus einer Mischung aus Baumwolle, Bambusviskose, Mikrofaser und Hanf besteht.

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Deine Schritt-für-Schritt-Anleitung um eine Pocket-AIO zu nähen

Wenn du deine erste Stoffwindel nähst, solltest du die Nähanleitung zunächst aufmerksam durchlesen. Nähe auch zuerst eine Stoffwindel komplett fertig, bevor du mit der Massenproduktion beginnst. Nicht das sich noch ein Denkfehler einschleicht und du alles nochmal auftrennen musst!

0) Schnittmuster vorbereiten

Falls es in deinem Schnittmuster noch nicht vorgesehen ist, ergänze dein Schnittmuster um einen ca. 1-1,5cm breiten Streifen oberhalb der Markierungen für die Rückengummis. Mit ihm werden später die Tunnel für die Rückendgummis genäht:

1) Schnittmuster auf Stoff übertragen und zuschneiden

Übertrage das Schnittmuster inklusive Nahtzugabe und zusätzlichem Streifen oberhalb des Rückengummis auf den PUL und den Stoff für den Liner. Übertrage die Markierungen für die Bein-und Rückengummis auf die linke Seite des Liners. Übertrage die Markierungen für die Beingummis auf die rechte Seite des PUL (auswaschbaren oder selbstlöschenden Markierstift verwenden). Schneide PUL-Stoff und Liner zu:

2) Einlage vorbereiten und auf Liner nähen

Wenn du noch keine Einlage für deine Pocket-AIO hast musst du diese jetzt nähen. Übertrage das Schnittmuster für die Einlagen inklusive füßchenbreit Nahtzugabe auf den Stoff. Du kannst mehrere Lagen übereinander legen und auf einmal zuschneiden. Fixiere dann aber die Stofflagen, damit sie beim Zuschneiden nicht verrutschen. Lege die oberste, liner-nahe Stofflage und die unterste, PUL-nahe Einlage rechts auf rechts übereinander. Die liner-nahe Stofflage liegt auf dem Tisch. Lege die inneren Lagen auf diesen Stapel. Beginne mit der untersten „Mittellage“, die oberste (liner-nahe) Mittellage liegt ganz oben. Fixiere diese Lagen gut übereinander mit Stecknadeln oder WonderClips:

Nähe die Stofflagen mit einem mittlerem Geradstich zusammen. Verwende dafür eine Universalnadel. Wenn du stretchigen Stoff hast empfiehlt sich ein Obertransportfuß. Beginne an einer Stirnseite etwa 1-1,5cm vom Rand entfernt. Verriegele die Naht. Auf dieser Stirnseite lässt du eine Öffnung, durch die die Einlage später gewendet wird. Je dicker die Einlage, desto größer die Öffnung. Nähe nun mit füßchenbreiter Nahtzugabe rundherum um die Einlage, vergesse aber nicht die Öffnung stehen zu lassen. Verriegele am Ende der Naht:

Wende die Einlage durch die Öffnung und ziehe die Ecken heraus. Nimm ggf. einen spitzen Gegenstand zu Hilfe:

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Schlage nun den überstehenden Stoff so nach innen um, dass eine gerade Linie mit dem Rest der Einlage entsteht:

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Steppe jetzt die ganze Einlage ab. Vergesse nicht am Anfang und am Ende zu verriegeln:

Nähe nun die Einlage füßchenbreit vom Rand an die dafür vorgesehene Stelle auf die linke Seite des Liners. Setze eine zweite Naht ein paar mm weiter außen:

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3) Tunnel für Rückengummis nähen

Schneide die Nahtzugabe an der Markierung für die Rückengummis ein. Schlage den Stoff an dieser Stelle nach Innen auf die linke Seite um. So entsteht der Tunnel für die Rückengummis:

Nähe den Tunnel und vergesse nicht am Anfang und am Ende zu verriegeln. Für den PUL und nicht ausfransende Liner verwendest du einen weiten Geradstich. Für Liner die ausfransen (Baumwolle, Viskose) einen Overlock- oder Zickzackstick:

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4) Vordere Snaps oder Klett abringen

Bringe nun die Snaps oder Klett im Bauchbereich an:

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Die Snaps bzw. den Klett der hinteren Flügel bringst du an, wenn die Windel fertig genäht ist. Manchmal verschieben sich die Stofflagen beim Nähen und die Druckknöpfe passen dann nicht mehr richtig. Wenn du das erste Mal mit der Snap-Zange arbeitest, empfehle ich dir erstmal an einem Stück Stoff zu üben. Mit etwas Übung funktionieren diese Zangen sehr gut, aber man muss sich ein wenig an die Zange gewöhnen.

5) PUL und Liner rechts auf rechts zusammennähen

Lege PUL und Liner rechts auf rechts übereinander und fixiere die Lagen gut:

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Nähe nun mit ca. 1cm Nahtzugabe einmal komplett um die gesamte Windel. Verwende dafür die Jersey-, Microtex-, oder Super-Stretch Nadel und wenn vorhanden Obertransportfuß oder Teflonfuß. Wenn die Nähmaschine Probleme hat den PUL-Stoff zu transportieren kannst du alternativ auch Backpapier unter die Naht legen.

6) Länge der Bein- und Rückengummis bestimmen und fixieren

Entnehme die benötigte Länge für die Bein- und Rückendgummis deinem Schnittmuster. Wenn keine Angabe enthalten ist kannst du die Länge auf 2 Arten bestimmen:

  1. Messe die Gummis einer gut sitzenden Windel. Die Länge der Gummis in ungedehntem Zustand abzüglich 1-2cm entspricht der Länge der neuen Gummis in ungedehntem Zustand. Du machst den Gummi etwas kürzer da er noch etwas ausleiert. Oder:

  2. Messe die Strecke zwischen den Markierungen ab und teile die ermittelte Länge durch 2.

Gebe je nach Statur deines Kindes noch 0-2cm dazu. Füge auf jeder Seite noch 1-2cm Spielraum hinzu. Markiere aber die tatsächliche Länge auf dem Gummi. Die Rückengummis habe ich zusätzlich mit einem Punkt gekennzeichnet, damit ich sie später nicht mit den Beingummis verwechsele.

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Fixiere den Anfang des ersten Rückengummis etwa 0,5-1cm von der Tunnelöffnung entfernt in der Nahtzugabe, indem du mehrmals vor und zurück nähst:

Ziehe nun den Gummi mit Hilfe einer Sicherheitsnadel durch den Tunnel. Befestige den Gummi an der Sicherheitsnadel und schiebe diese in die Öffnung für den Tunnel. Die Sicherheitsnadel kannst du jetzt Stückchen für Stückchen durch den Tunnel schieben. Der Gummi folgt ihr:

Auf der anderen Seite angekommen befestigt du das Ende des Gummis mit demselben Abstand. Das sollte dann in etwa so aussehen:

Mache dies mit beiden Rückengummis (Liner und PUL). Lege die Markierungen für die Beingummis übereinander und fixiere sie durch mehrmaliges Vor- und Zurücknähen in der Nahtzugabe:

7) Stoffwindel wenden und Absteppen

Kürze die Ecken ein, lasse aber die Nahtzugabe im Bereich der Beinbündchen stehen. Wende die Windel und achte darauf, dass alle Ecken gut herausgezogen sind. Die rechte „schöne“ Seite zeigt jetzt nach außen. Markiere den Beginn und das Ende der Beingummis mit selbstlöschendem oder auswaschbaren Markierstift auf dem Stoff. Beginne mit dem Absteppen rechts von den Rückengummis. Verriegele die Naht am Anfang. Ich nähe mit der PUL-Seite nach oben. Achte beim Absteppen darauf, dass der Linerstoff nicht über den PUL hinaussteht. Wenn der Liner feucht wird zieht an dieser sonst eventuell Flüssigkeit nach außen:

So wie der Stoff im vorderen Bereich liegt wäre es falsch:

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Steppe bis zur ersten Markierung für den ersten Beingummi ab. Nähe an dieser Stelle in einem 90° Winkel* etwa 1,2cm nach innen (bei breiterem Gummi mehr, du musst am Gummi vorbeinähen können). Ändere die Richtung ein weiteres Mal um 90°, damit du wieder in die Ausgangsrichtung nähst. *90°C Windel: Hebe dafür bei abgesenkter Nadel den Nähfuß und drehe den darunter liegenden Stoff in die entsprechende Richtung. Senke den Nähfuß wieder und beginne und beginne mit dem Nähen. Nähe jetzt den Tunnel für den ersten Beingummi. Ziehe dafür den Gummi glatt, er schiebt sich dadurch an den Rand. Beginne mit dem Nähen. Das ist am Anfang etwas kniffelig, aber klappt mit etwas Geduld schon. Beachte aber unbedingt:

  • Auf keinen Fall in den Gummi nähen – er kann sich dann an der Stelle nicht mehr richtig dehnen – der Gummis sieht seltsam „verkrümpfelt“ aus und bequem ist das bestimmt auch nicht

  • Achte darauf, dass sich das Linermaterial nicht nach oben schiebt – du nähst gerade in einer Hauptnässezone – sonst zieht sehr wahrscheinlich Flüssigkeit nach außen.

Nähe bis zur Markierung für das Ende des Beingummis weiter. Nähe wieder im 90° Winkel nach außen, bis du wieder in deinem Ursprungsabstand bist. Schlage einen weiteren 90° Winkel ein, damit du wieder in die Ausgangsrichtung nähst. Steppe weiter ab bis zum zweiten Beingummi und nähe den Tunnel genauso wie den Ersten. Steppe danach weiter ab bis zum Beginn des Rückengummis. Verriegele die Naht. Deine Stoffwindel ist jetzt fertig abgesteppt:

8) Hintere Snaps bzw. Kletts abringen

Jetzt musst du nur noch die restlichen Snaps bzw. das Hakenband und ggf. Waschkletts anbringen. Zur Bestimmung der richtigen Position „simulierst“ du eine verschlossene Windel. Du kannst dann die unteren Druckknöpfe erfühlen und die richtige Position auf die Verschlusslaschen übertragen und die Snaps dementsprechend anbringen.

Fertig ist deine selbstgenähte Stoffwindel!

Herzlichen Glückwunsch :-)

Was du auf jeden Fall beachten solltest

Du wirst sehen, Stoffwindeln selbst zu nähen ist gar nicht so schwer. Wenn du ein paar Einlagen und vielleicht eine Höschenwindel genäht hast, traust du dich dann bestimmt auch an den PUL. Damit es gelingt noch mal meine wichtigsten Tipps für dich:

  • Ich empfehle alle Stoffe immer vorzuwaschen. Dadurch verhinderst du, dass die verschiedenen Stoffarten ungleichmäßig eingehen. Außerdem kannst du die fertige Windel dann gleich an deinem Kind ausprobieren

  • Lese dir Anleitung immer genau durch. Trennen im PUL sollte weitestgehend vermieden werden. Die Stoffwindel wird dadurch aber auch nicht automatisch undicht – es lohnt sich das Projekt fertig zu stellen.

  • Wenn Trennen nötig ist, kannst du versuchen die neue Naht ein klein wenig weiter Innen zu setzen, so dass die alte Naht in der Nahtzugabe verschwindet.

  • Verwende hochwertiges Polyestergarn. Billiges Garn kann dazu führen, dass die Maschine Stiche auslässt und dir das PUL zerlöchert – die Stoffwindel wird dann undicht.

  • Nähe mit einem weiten Geradstich und einer Jersey-, Microtex- oder Super-Stretch-Nadel.

  • Verwende Stecknadeln nur innerhalb der Nahtzugabe und richte die Spitze nach außen, damit sie die wasserdichte Schicht des PUL nicht zerstören kann

  • Wenn du einen stretchigen Liner verwendest empfehle ich die Lagen besonders gut festzustecken, sonst verschieben sie sich zu stark.

Fazit

Nähen ist ein wunderbares Hobby. Es ermöglicht dir, etwas Einzigartiges für dich und deine Liebsten zu erschaffen. Es macht dich einfach stolz, etwas Eigenes von Grund auf neu zu kreieren. Oft kannst du dabei sogar noch ein Paar Euros sparen.

Nicht ohne Grund wächst der DIY-Trend deshalb unaufhaltsam. Einige von uns sind begeisterte Nählieseln, andere sind bekennende Stoffwindelsuchtis. Manche sind beides. Was liegt dann näher, als die beiden Interessen miteinander zu verbinden und selbst Stoffwindeln zu nähen? Genau, nichts…

Viel Spaß beim Nähen!

Jennifer von Stoffwindelei*

 

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